Montagmorgen, 19. Juni 2023. Die Luft ist noch kühl und frisch. Ich fülle die noch leeren Wasserflaschen am grossen Dorfbrunnen. In der Nähe schlagen Kirchenglocken sieben Mal zur vollen Stunde. Ich steige auf das Velo und kreise zum Abschied auf dem menschenleeren Platz um das bekannte Dorfdenkmal. Einmal noch, denke ich, und nach diesem dritten Mal bleibe ich auf der Strasse, in Richtung Norden, die Reise hat nun wirklich begonnen.
Am Vorabend packe ich die Velotaschen zum ersten Mal komplett. Soll ich oder soll ich nicht? Brauche ich das wirklich oder brauch ich's nicht? Manchmal weiss ich es nicht, zum ersten Mal werde so mit dem Velo reisen. Sechs Wochen möchte ich mindestens unterwegs sein, für die meisten Eventualitäten vorbereitet, für Wetter von sonnenklar bis tagelangem Hundewetter und niedrigen Temperaturen weit im Norden. Irgendwann bin ich langsam zufrieden, nicht mehr so weit entfernt von meinem Vorsatz "So viel wie nötig, so wenig wie möglich". Und ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass ich Dinge, welche ich vermisse unterwegs kaufen und überflüssiges Nachhause schicken kann. Trotzdem ist es keine 'leichte' Angelegenheit. Nur mit grosser Anstrengung kann ich das vollbepackte Velo vom Boden anheben (dies wird mir noch einige Male das Leben erschweren). Die Verlockung das Ganze einmal zu wägen ist gross, ich entscheide mich aber dagegen. Es ist nicht viel mehr als ich wirklich brauche und stimmt darum so für mich darüber im Unklaren zu bleiben. Zudem werde ich genügend Zeit haben mich daran zu gewöhnen..
Noch einmal Zuhause duschen, noch einmal Zuhause schlafen, noch einmal geniessen. All diesen Komfort werde ich in den nächsten Wochen nicht mehr haben. Werde ich es vermissen? Wenn ja, was? Wann? Und wie fest? Ich weiss es noch nicht. Die Vorfreude und die Neugier überwiegen. 
Am nächsten Morgen bleibt nicht mehr viel zu tun. Die bereitgelegten Kleider anziehen, Frühstücken, das vorbereitete Velo aus dem Keller holen, ein Bild zum Abschied (oder zum Anfang, je nachdem), auf Wiedersehen sagen, Umarmen und Losfahren! 
Auf den ersten Kilometern begleite ich meine Schwester zur Arbeit (für die meisten bleibt es ein normaler Montagmorgen), danach bin ich alleine unterwegs zu meinem persönlichen Startpunkt beim Dorfdenkmal. Es ist noch früh, noch nicht viel los auf den Strassen. Von einem Hof werden gerade die Kühe auf die noch feuchte Wiese gelassen. Ihre Freude und Energie ist ansteckend. Ungefähr gleichzeitig spüre ich die ersten Sonnenstrahlen aus dem Schächental auf meinem Gesicht. Erste Glücksgefühle wenn sich die 
Am Platz des Dorfdenkmals mache ich kurz Halt, ein Foto, Wasserflaschen am Dorfbrunnen füllen, dann schlagen die nahen Kirchenglocken sieben Mal...
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